BURGER VERLAG

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Euro 11,80 -120 Seiten
ISBN: 978-3-934506-16-9

Lechrauschen

Ein philosophisches Nachwort, um den Buchtitel erklärend aufzugreifen, den ich spontan gewählt habe, als ich am Lechwehr in Landsberg saß, das ewig strömende Wasser betrachtend.
Ich hatte bei einem anderen Buch von mir den Titel "Der Fluss der Zeit strömt durch uns" gewählt. Daran anknüpfend griff hier wieder die gleiche Symbolik auf. Denn alle Geschichten in diesem Buch rauschen letzlich dahin, am Leser hindurch / vorbei, irgendwo hin.
Immer wenn ich an fließenden Gewässern sitze und in Fluten blicke, versinke ich in eine Art Meditation und sehe Bilder, welche real nicht da sind, aber für mich in der Tiefe meines Selbst auf geheimnisvolle Weise wirken.
Hermann Hesse beschrieb diesen Zustand in "Siddhartha" in einer poetischen Form, wie ich es besser nicht formuliert werden kann:
"Zum Ziele strebte der Fluss, Siddhartha sah ihn eilen, den Fluss, der aus ihm und den Seinen und aus allen Menschen bestand, die er je gesehen hatte, alle die Wellen und Wasser eilten, leidend, Zielen zu, vielen Zielen, dem Wasserfall, dem See, der Stromschnelle, dem Meere, und alle Ziele wurden erreicht, und jedem folgte in neues, und aus dem Wasser war Dampf und stieg in den Himmel ward Regen und stürzte aus dem Himmel herab, war Quelle, ward Bach, ward Fluss, strebte aufs neue, floss aufs neue. Aber die sehnliche Stimme hatte sich verändert. Noch tönte sie, leidvoll, suchend, aber andre Stimmen gesellten sich zu ihr, Stimmen der Freude und des Leides, gute und böse Stimmen, lachende und trauernde, hundert Stimmen, tausend Stimmen.
Siddartha lauschte. Er war nun ganz Lauscher, ganz ins Zuhören vertieft, ganz leer, ganz einsaugend, er fühlte, dass er nun das Lauschen zu Ende gelernt habe. Oft schon hatte er all diese gehört, diese vielen Stimmen im Fluss, heute klang es neu. Schon konnte er die vielen Stimmen nicht mehr unterscheiden, nicht frohe von weinenden, nicht kindliche von männlichen, sie gehörten alle zusammen, Klage der Sehnsucht und Lachen des Wissenden, Schrei des Zorns und Stöhnen der Sterbenden, alles war eins, alles war ineinander verwoben und verknüpft, tausendfach verschlungen. Und alles zusammen, alles Gute und Böse, alles zusammen war die Welt. Alles zusammen war der Fluss des Geschehens, war die Musik des Lebens. Und wenn Siddhartha aufmerksam diesem Fluss, diesem tausendstimmigen Liede lauschte, wenn er nicht auf das Leid noch auf das Lachen hörte, wenn er seine Seele nicht an irgendeine Stimme band und mit seinem Ich in sie einging, sondern alle hörte, das Ganze, die Einheit vernahm, dann bestand das große Lied der tausend Stimmen aus einem einzigen Wort, das hieß OM, die VOLLENDUNG..............."
Dem Siddhartha fühle ich mich nahe, wenn ich mein Leben im Rückblick betrachte und sehe wo ich nun bin, im Bewusstsein und Wahrnehmung. Alle meine Geschichten und die meines Vaters sind Teil eines kreativen Weges über Generationen, die sich im Schreiben auflösen und im Fluss der Zeit erlösen, so wie das Wasser im Fluss gelebte Energien weiter treibt, vermischt, im Wehr aufwirbelt und neu verbindet für einen langen Weg zum unendliche Meer. Wir alle treiben von der Quelle des Ursprungs vorbei an Land und Leuten, um uns zu erlösen in der Unendlichkeit des universellen Meeres. Alle Worte welche gesprochen und geschrieben lösen sich dann auf, entspannen die Welt im großen Frieden.

                                    

  • Inhaltsübersicht:
  •   6 -  Einrauschendes
  •   8  - Auf der Flucht
  • 12 - Engel der Landsberger Kinder
  • 14 - Aus einem Brief meiner Mutter
  • 16 -  Zeitreise
  • 18 -  Zerbrochenes Glück
  • 22 -  Am Fluß
  • 26 -  Meine Landsberger Kindheit
  • 30 - Trixi
  • 32 -  Gespenster
  • 36 -  Die Meistergeige
  • 44 -  Weihnachten in meiner Kindheit
  • 46 -  Wehmütige Erinnerungen
  • 48 -  Familienbande
  • 52 -  Die Grabrede
  • 54 -  Sofias Ablösung
  • 56 -  Grenzerfahrungen beim Ableben meiner Mutter
  • 60 -  Hellsichtigkeit
  • 62 -  Die Kohlmeise
  • 64 -  BAS und Kultur
  • 68 -  Sommer 1968 in Prag und Landsberg
  • 70 -  Umtriebiges Leben
  • 72 -  Landsberger Aurorenkreis
  • 74 -  Zwei Gedichte
  • 78 -  Das Klassenfoto
  • 80 -  Tierisch lustiges
  • 84 -  Pitzling gestern
  • 90 -  Lechkrimi
  • 100  - Episoden
  • 102  - Abrundung
  • 104  - Freud und Leid als Weihnachtsmann
  • 108  - Das Boot
  • 110  - Silbergirls
  • 112  - Vorfrühling
  • 114  - Lechrauschen

Mein Vater und ich - 1954

Website aktualisiert: 25.11.2022